Im März 2003 hat die GELSENWASSER AG mit dem Süßwarenhersteller August Storck KG einen Vertrag über Bau und Betrieb einer vollbiologischen Prozesswasseraufbereitungsanlage (PWA) für das Werk Halle (Westf.) geschlossen. Die effiziente Umsetzung aller damit verbundenen Aufgaben gewährleistet die Gelsenwasser-Tochter AWS GmbH – eine wechselseitig gewinnbringende Partnerschaft, die 2014 vorzeitig verlängert wurde.
Die neue PWA war außerhalb des Produktionsgeländes zu errichten und bildete eine in sich geschlossene Einheit. Daher lag die Entscheidung nahe, die Prozesswasserbehandlung von Anfang an durch einen externen Dienstleister erbringen zu lassen. Auf der Suche nach einem leistungsstarken Partner, der über umfangreiche Kompetenzen und langjährige Erfahrung im Bereich der Abwasserbehandlung verfügt, hat sich Storck für Gelsenwasser entschieden. Das Unternehmen verantwortet seit Unterzeichnung des Vertrags die gesamte Entsorgung des Prozesswassers bis zur Direkteinleitung.
Expertise im Betrieb
Noch vor Fertigstellung der neuen Anlage stand fest, dass die 100%ige Gelsenwasser-Tochter AWS GmbH das operative Geschäft übernehmen würde. Spezialisiert auf die Errichtung und den Betrieb von Abwasserbehandlungs- und Wasseraufbereitungsanlagen, realisiert die AWS Betriebsführungen und Contracting-Modelle für Industrie und Gemeinden. Aktuell ist das Unternehmen Partner von fünf Kommunen und 13 Industriebetrieben.
Umfassende Qualitätssicherheit
In der PWA können pro Tag bis zu 1.280 m3 Prozesswasser behandelt werden. Aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen ist die Anlage mehrstufig aufgebaut. Der überwiegende Teil der organischen Fracht wird in Anaerobreaktoren verarbeitet und dabei weitgehend in Biogas umgesetzt, das vor Ort der Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme dient. Die nachfolgende Belebungsstufe besteht aus zwei Becken, die nach dem Sequence-Batch-Verfahren (SB-Reaktoren) betrieben werden und den Rest der organischen Inhaltsstoffe reduzieren. Um die Qualität des gereinigten Wassers zusätzlich abzusichern, folgen vor der Einleitung in den Vorfluter noch eine Sandfiltration sowie eine umfangreiche Online-Analytik.
Verlängerung mit Ausbaubedarf
Mit Abschluss der Inbetriebnahmephase im Februar 2005 begann die zehnjährige Primärlaufzeit des Betreibervertrags. Da die bisherige Zusammenarbeit zur vollsten Zufriedenheit beider Seiten verlief, haben sich Storck und Gelsenwasser schon frühzeitig auf eine Vertragsverlängerung geeinigt: Im Juli 2014 wurde eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt bestand zwischen den Partnern bereits Einigkeit darüber, dass die Kapazität der PWA vergrößert werden musste. Anlass dafür gaben Produktionserweiterungen und die damit einhergehende Zunahme der CSB-Fracht.
Effiziente Erweiterungsplanung
Um die geforderte Kapazitätssteigerung zu erreichen, sind im Wesentlichen die
folgenden Maßnahmen vorgesehen:
• Errichtung eines weiteren Anaerobreaktors,
• Erweiterung der Biogasaufbereitung,
• Anschaffung eines zusätzlichen Heizungskessels als alternative Biogasverwertung
• Einbindung dieser Neuanlagen in die bestehende Infrastruktur der PWA.
Seit Mitte 2015 laufen die Ermittlung der Grundlagendaten, die Auslegung der zusätzlichen Prozessstufen sowie die Voranfragen bei geeigneten Lieferanten und die Kostenermittlung für die Erweiterung der PWA. Dabei wird auch deutlich, welche Entwicklung der Abwasserbereich der GELSENWASSER AG in den letzten Jahren genommen hat: Das heutige Kompetenzzentrum Abwasser verfügt technisch wie personell über nahezu alle Voraussetzungen, um verfahrenstechnische Anlagen zu planen und zu realisieren. Die bisherige Vorarbeit schuf eine solide Grundlage für die Investitionsentscheidung. Nachdem diese einvernehmlich getroffen wurde, und Gelsenwasser alle für die Anlagenerweiterung notwendigen Anträge bei der zuständigen Behörde eingereicht hat, werden nun die einzelnen Package Units ausgeschrieben und vergeben.
Baubeginn in Sicht
Sofern das Genehmigungsverfahren planmäßig verläuft, kann der Bau der zusätzlichen Komponenten im Herbst 2016 beginnen. Gelsenwasser wird das Projekt durchgehend steuern und sicherstellen, dass die erweiterte PWA die erforderliche Reinigungskapazität erreicht. Die Fertigstellung aller Maßnahmen ist für März 2017 geplant. Von da an wird die Anlage in den kommenden Jahren auch für eine weiter ansteigende Produktion der Storck-Spezialitäten gerüstet sein.
Projekt
• biologische Reinigung von Produktionsabwässern
• anaerobe/aerobe Kläranlage mit Biogasverstromung im Blockheizkraftwerk
Basisdaten zur Betriebsführung
Wassermenge 1.280 m3/Tag
CSB-Fracht 15.000 kg/Tag
Ausbaugröße 125.000 EW
Elektrische Energie aus Biogas
installierte Leistung BHKW 640 KW el
Energieerzeugung aus Abwasser 3.573.465 KWh/a el